Eine derartige Missachtung von Compliance-Prinzipien kommt in den USA nicht gut an. Und auf den US-Markt zielt diese Geschichte, denn Springer ist dort nun ein ernstzunehmender Akteur. Auch KKR wird das zur Kenntnis nehmen. (Problematische Führungsentscheidungen sind allerdings auch der NYT nicht fremd,
siehe der Fall Don McNeil)
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Dass mit der
New York Times ein ausländisches Medium die Sache scoopt, ist durchaus eine Backpfeife für die deutschen Medien. Mit Ausnahme der Buzzfeed/Ippen-Leute natürlich. Der Stopp der Investigativgeschichte durch den Verleger hinterlässt den Eindruck, dass es einen ungesunden brancheninternen Corpgeist in den Führungsetagen gibt. Auch etwas, das international wahrgenommen wird.
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Ich habe
es bereits an anderer Stelle geschrieben: Der Medienjournalismus als Branchenjournalismus ist in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen (die oft Startups oder Einzelkämpfer/Einzelkämpferinnen sind) schwach. Strukturell durch die Ausstattung und Ausrichtung; auf der Kompetenz-Ebene, was die Digitalisierung betrifft. Würde man einzig die Medienseiten bekannter deutscher Tagestitel und die Medienklickdienste konsumieren: zu redaktionellen Missständen und dem fortgesetzten Brain Drain, zu realistischen Zukunftsaussichten der Branche und bedenklichen handwerklichen Entwicklungen im Redaktionsalltag würde man wenig bis nichts erfahren.
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Re: Ippen-Leak - es ist ja recht klar, woher das kommt. Braucht man einen Arsch in der Hose für. Auf Verlegerseite wird man das in der Branche als künftige Warnung vor
Aqui-hires wahrnehmen (zumindest bei Investigativteams).
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Der Sozialrechtler Stefan Sell ist eine bloggergewordene sozialpolitische Schatzkiste (er verzeihe mir die Verdinglichung, sie ist freundlich gemeint). Wie er mit seinem Fach- und Kontextwissen die
sozialpolitischen Vorhaben aus den Sondierungspapieren aufgearbeitet hat, ist kaum zu schlagen. Besonders die anklingende Reform des Zusammenspiels von Bund, Ländern und Kommunen scheint mir eine sehr spannende Fährte. Schade, dass viele lineare Populär-Medien ihrer Leserschaft nicht zutrauen, sich etwas tiefer mit solch sachpolitischen Tiefen zu beschäftigten.
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Zur Digitalpolitik im Sondierungspapier -> Drei Sachen, die ich interessant finde. (1) Das BMI wird offensichtlich weniger Digitalisierungspolitik machen. Das ist ein guter Schritt. (2) Die komplette Neuauflage der Digitalstrategien (genannt: KI-Strategie, Datenstrategie und Blockchain-Strategie) ist ein FDP-Wunsch und völlig richtig. Denn die scheidende Bundesregierung hat - und das nicht nur im Digitalen - nie wirkliche "Strategiepapiere" veröffentlicht, sondern Stoffsammlungen, zudem ohne überprüfbare Ziele und Benchmarks. (3) Dass die KfW zur "Innovations- und Investitionsagentur werden soll", ist ein kleiner geschichtlicher Treppenwitz. Denn bis 2003 gab es die DtA (Deutsche Ausgleichsbank), die mit ihrer Gründerförderung damals die deutsche Tech-Branche förderte und genau für solche Innovationsvorhaben prädestiniert gewesen wäre. Doch die Schröder-Regierung gliederte die DtA in die KfW ein, die vor allem auf die allgemeine Mittelstandsförderung nach vorne stelle. 18 Jahre später hat man offensichtlich gemerkt, dass man etwas verpasst hat.
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Starbucks Is 50 and Emboldening Its Rivals More Than Ever
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